Allgemein / Innovative Finanzierungsquellen / Internationale Klimafinanzierung
Tropical Forests Forever Facility: Ein vielversprechender Ansatz für den globalen Waldschutz – wenn die Details stimmen
Tropische Wälder sind überlebenswichtig für das Weltklima – und doch schreitet ihre Zerstörung unvermindert voran. Mit der Tropical Forests Forever Facility (TFFF) will Brasilien nun einen neuen Weg beschreiten: Ein innovativer globaler Finanzierungsmechanismus, der den Erhalt der Wälder finanziell belohnt und gleichzeitig privates Kapital für Klima- und Biodiversitätsschutz mobilisiert. Das klingt vielversprechend – doch ob die TFFF tatsächlich zum Wendepunkt wird, hängt davon ab, wie sie ausgestaltet wird. Welche Rolle Deutschland bei der Ausgestaltung der Initiative spielen kann und unter welchen Bedingungen eine finanzielle Beteiligung sinnvoll wäre, beleuchtet dieser Beitrag.
Die TFFF birgt großes Potential
Vier Jahre nach der in Glasgow verkündeten Zusage, die weltweite Entwaldung bis 2030 zu stoppen, zeigt sich: Von diesem Ziel sind wir noch weit entfernt. Jahr für Jahr gehen Millionen Hektar tropischer Wälder verloren – mit schwerwiegenden Folgen für Klima, Biodiversität und lokale Gemeinschaften. Umso größer sind die Hoffnungen, die Fachleute derzeit in die geplante Tropical Forests Forever Facility (TFFF) setzen. Diese von Brasilien angestoßene neue globale Initiative soll zusätzliche Mittel für den globalen Waldschutz mobilisieren – ergänzend zu den öffentlichen Zuschüssen für internationale Klima- und Biodiversitätsfinanzierung, die weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Durch den innovativen Finanzierungsmechanismus der TFFF sollen Tropenwaldländer künftig Auszahlungen für jeden erhaltenen Hektar ihrer Wälder bekommen. Diese Auszahlungen würde die Schuldenlast der zum Teil hoch verschuldeten Tropenwaldländer nicht weiter erhöhen, denn die Mittel müssten nicht zurückgezahlt werden und könnten flexibel für den Naturschutz eingesetzt werden. Besonders wichtig: Mindestens 20 Prozent dieser Auszahlungen sollen direkt an lokale und indigene Gemeinschaften fließen, die an vorderster Front für den Schutz der Wälder stehen.
Wenn die TFFF effektiv ausgestaltet wird, kann sie eine katalytische Rolle im globalen Waldschutz spielen: Zum ersten Mal könnte der Erhalt der Wälder wirtschaftlich attraktiver sein als ihre Abholzung. Laut Expertenschätzungen ließe sich durch die TFFF die weltweite Waldschutzfinanzierung um rund zwei Drittel steigern – ein dringend benötigter Schub, denn öffentliche Mittel allein reichen bei weitem nicht aus, um Klima- und Biodiversitätsziele zu erreichen. Innovative Ansätze wie die TFFF sind jedoch kein Ersatz, sondern eine entscheidende Ergänzung zu staatlichen Zuschüssen für den Naturschutz und andere regulierende Maßnahmen. Die TFFF allein kann die globale Abholzungskrise nicht lösen, dafür braucht es mehr. Sie wäre aber einer von mehreren zentralen Bausteinen, die einen entscheidenden Wendepunkt einleiten könnten. Die Bundesregierung erwägt derzeit, sich an der TFFF zu beteiligen – und das ist richtig und wichtig. Denn letztlich liegt der Schutz der Tropenwälder auch in unserem eigenen Interesse: Sie sind ein zentraler CO₂-Speicher, stabilisieren das globale Klima – und damit auch unsere Zukunft in Deutschland und Europa.
Wie die TFFF funktionieren soll
Die TFFF ist eine Initiative der brasilianischen Regierung, die außerhalb der offiziellen Verhandlungen im Rahmen der UN-Klimakonferenz entwickelt wird. Ihr offizieller Start am 6. November 2025 gilt als gesetzt. Ob das Launch Even die von den Brasilianern gewünschte Dynamik erreichen kann, ist noch offen und hängt davon ab, wie viele Länder – sowohl Tropenwaldländer als auch Sponsorländer – sich zu ihr bekennen, ihr beitreten und sich in angemessenem Umfang an ihr beteiligen werden.
Konkret sollen rund 25 Milliarden US-Dollar an öffentlichen Geldern genutzt werden, um über einen neu geschaffenen Investmentfonds – den Tropical Forest Investment Fund (TFIF) – etwa 100 Milliarden US-Dollar an privatem Kapital zu mobilisieren und am Kapitalmarkt anzulegen. Diese einmalige Investition soll dauerhaft Erträge generieren, aus denen jährlich bis zu vier Milliarden US-Dollar an Tropenwaldländer als Entschädigung für den Erhalt ihrer Wälder ausgezahlt werden können – daher auch das „Forever“ im Namen der Initiative. Zugang zu diesen Auszahlungen erhalten Tropenwaldländer nur, wenn sie nachweisen können, dass ihre Entwaldungsrate unter einen festgelegten Schwellenwert (0,5 %) gesunken ist, sie über transparente Mechanismen zur Mittelverwendung verfügen und verlässliche Methoden zur Messung der Waldfläche anwenden. Damit liefert die TFFF ein leistungsbasiertes und langfristig angelegtes Finanzierungsmodell, das stabile Einnahmen für den Waldschutz schafft und zugleich privates Kapital für Klima- und Biodiversitätsschutz mobilisiert.
Doch die Tücke liegt im Detail
Bundesumweltminister Carsten Schneider hat sich bereits öffentlich zur TFFF bekannt und einen deutschen Beitrag in Aussicht gestellt. Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch fordert in diesem Zusammenhang, dass Deutschland sich aktiv in die Ausgestaltung der TFFF einbringen muss und dass Bundeskanzler Friedrich Merz sich in Belém politisch deutlich zur Initiative bekennen sollte – inklusive einer Inaussichtstellung einer Investition Deutschlands in die TFFF. Eine tatsächliche finanzielle Zusage – also die Bereitstellung der Mittel – darf jedoch erst erfolgen, wenn sichergestellt ist, dass deutsche Investitionen in die TFFF nicht in Anleihen fließen, die möglicherweise Klima, Biodiversität oder Menschenrechten schaden würden. Erst wenn dies verbindlich und ohne Schlupflöcher festgelegt ist, kann Deutschland seinen Beitrag auch offiziell bestätigen.
Aktuelle Informationen deuten auf einen möglichen Beitrags Deutschlands in Höhe von einer bis eineinhalb Milliarden Euro hin – sehr wahrscheinlich in Form von Garantien und zinsvergünstigten Krediten. Sofern alle Kritikpunkte in der finalen Ausgestaltung der TFFF adressiert werden, sollte sich ein angemessener deutscher Beitrag aber eher auf zwei bis zweieinhalb Milliarden Euro belaufen. Eine Beteiligung in dieser Größenordnung würde Deutschland sehr wahrscheinlich einen Sitz im zukünftigen Entscheidungsgremium der TFFF sichern – und damit langfristig die Möglichkeit eröffnen, die finale Ausgestaltung der Initiative aktiv mitzugestalten. Schon die glaubwürdige Inaussichtstellung eines Beitrags in dieser Größenordnung kann Deutschlands Hebelwirkung deutlich erhöhen. Je klarer die Bundesregierung ihr Interesse an einer zukünftigen finanziellen Unterstützung signalisiert, desto größer ist ihr möglicher Einfluss auf die finale Ausgestaltung der TFFF – auch schon vor einer formellen Beteiligung. Deutschland sollte diese Hebelwirkung dann insbesondere für die Verankerung hoher Umwelt-, Sozial- und Transparenzstandards in der TFFF nutzen.
Folgende wichtige Punkte sehen wir im Kontext einer möglichen deutschen finanziellen Beteiligung an der TFFF als relevant an:
1. Hohe Umwelt- und Sozialstandards für Investitionen sind unverzichtbar
In der Konzeptversion 3.0 der TFFF war angekündigt worden, eine Ausschlussliste für umweltschädliche Investitionen einzuführen. In der überarbeiteten Fassung (Konzeptversion 3.1) zeigt sich nun jedoch, dass diese Liste erst nach dem offiziellen Start der Initiative vom Leitungsgremium des TFIF beschlossen werden soll. Erwartet worden war, dass die Liste und ihre Kriterien bereits vor dem Start vorliegen und veröffentlicht werden. Hinzu kommt, dass die Ausschlussliste nach aktuellem Stand offenbar nur für Unternehmensanleihen, nicht aber für Staatsanleihen gelten soll – obwohl diese den größten Teil des Anlageportfolios ausmachen könnten. Zudem beziehen sich die vorgesehenen Ausschlüsse ausschließlich auf ökologische Kriterien, während soziale Anforderungen, etwa zum Schutz von Menschenrechten, insbesondere der Rechte indigener Bevölkerungsgruppen, oder zu Arbeitsstandards, bislang nicht berücksichtigt werden.
Ohne eine öffentlich zugängliche Ausschlussliste und ein Risikomanagementsystem für ökologische und soziale Risiken nach internationalen Standards bleibt offen, wie streng und verbindlich die Kriterien tatsächlich sind und ob es künftig ausreichende Transparenz über die getätigten Anlagen geben wird, um eine wirksame Kontrolle zu ermöglichen. Entscheidend wird sein, dass auch für Staatsanleihen klare Umwelt- und Sozialstandards gelten. Das ist in der Umsetzung zwar anspruchsvoller als bei Unternehmensanleihen, aber durchaus möglich – etwa indem der Fonds ausschließlich grüne, nachhaltige und nachhaltigkeitsgebundene Staatsanleihen erwirbt. Sollten dennoch herkömmliche Staatsanleihen einbezogen werden, wäre eine ergänzende Liste mit strengen Kriterien erforderlich, die genau festlegt, welche Länder hierfür infrage kommen (z.B. nur Länder mit Net Zero Zielen und glaubwürdigen Transitionsplänen, Länder die das Pariser Abkommen unterzeichnet habe, etc.). Zwar lässt sich nicht vollständig ausschließen, dass dadurch andere Mittel in Staatshaushalten frei werden, die dann z.B. für fossile Energieprojekte genutzt werden. Dennoch wäre dies der Mindeststandard, den die TFFF einhalten sollte und der als Voraussetzung für eine verantwortungsvolle deutsche Beteiligung gelten sollte. Hilfreiche Informationen können in diesem Zusammenhang auch die Erkenntnisse aus dem Climate Change Performance Index (CCPI) liefern, in dem Germanwatch, CAN International und das New Climate Institute seit 2005 die Klimaschutzleistungen von 63 Industrie- und Schwellenländern sowie der EU vergleichen.
Ebenso wichtig ist, dass bei der Auswahl der Fondsverwalter nachhaltige Anlageerfahrung und Glaubwürdigkeit im Umgang mit Umwelt- und Sozialstandards zu den zentralen Auswahlkriterien gehören. Bewerbende Institutionen sollten einen nachweislich grünen und nachhaltigen Anlagehintergrund vorweisen – oder zumindest ein verbindliches Bekenntnis zu einer Transition hin zu solchen Standards, unterstützt durch einen konkreten Übergangsplan.
2. Mehr Transparenz zum Finanzierungsmodell – Geber müssen Fairness sichern
Die bisherigen Informationen aus dem Konzeptpapier werfen folgende Fragen auf: Ist das Finanzierungsmodell der TFFF tragfähig und können die kalkulierten Gewinne tatsächlich erzielt werden? Werden die versprochenen Auszahlungen tatsächlich bei den Tropenwaldländern ankommen? Denn nur, wenn das gewährleistet ist, haben Länder einen echten Anreiz, ihren Wald langfristig zu schützen.
Die Kritik, dass die Gewinnannahmen der TFFF auf sehr optimistischen Kalkulationen beruhen, ist nachvollziehbar. Die Renditeerwartungen des vorliegenden Modells hängen von günstigen Zinsentwicklungen, stabilen Wechselkursen und geringen Zahlungsausfällen ab – Faktoren, die sich nur schwer vorhersagen lassen. Gleichzeitig ist die TFFF bewusst langfristig ausgelegt: Das Anlageportfolio erstreckt sich über 40 Jahre und soll in diesem Zeitraum auch kurzfristige Marktschwankungen abfedern. Das Finanzierungsmodell basiert auf einer mehrstufigen Risikosteuerung, die unter anderem auf breite Diversifizierung über Anlageklassen und Regionen, ein angestrebtes Portfoliorating auf dem Niveau einer soliden Kreditwürdigkeit (BBB) sowie Ertrags- und Liquiditätspuffer setzt. Diese Mechanismen sollen gewährleisten, dass Schwankungen bei Zinsen oder Wechselkursen zwar vorübergehend zu geringeren Erträgen führen können, das Modell aber langfristig stabil und tragfähig bleibt.
Dafür braucht es kein risikofreies, aber ein finanziell solides und faires Modell, das auch kurzfristige Schocks überstehen kann. Die TFFF muss so konzipiert sein, dass sie Risiken minimiert und gerecht verteilt, damit das Finanzierungsmodell auch in volatilen Phasen stabil bleibt und langfristig verlässliche Auszahlungen an Tropenwaldländer sichert. Nur wenn Zahlungen verlässlich fließen, besteht für die Länder eine Motivation, frühzeitig in Waldschutz zu investieren. Dafür wiederum braucht es volle Transparenz über Annahmen, Risikoparameter und geplante Stresstests. Brasilien sollte diese Informationen zeitnah offenlegen und die Risikomanagementstrategie weiter präzisieren, um Vertrauen bei Geber- wie Tropenwaldländern zu schaffen. Auch für eine finanzielle Beteiligung Deutschlands sollte diese Transparenz eine zentrale Voraussetzung sein.
Tropenwaldländer müssten als erstes auf ihre Auszahlungen verzichten, da die Struktur der TFFF vorsieht, dass nach Abzug der Fondsverwaltungs- und Managementkosten zunächst die Investoren bedient werden, die Tropenländer erhalten ihren Anteil erst zum Schluss. Daher ist ein weiterer zentraler Aspekt der Mix der Finanzierungsinstrumente, mit denen Sponsorländer ihren Beitrag leisten. Neben Garantien und zinsvergünstigten Darlehen sieht die letzte Fassung des TFFF-Konzeptpapiers nun auch Eigenkapital und Sponsor-Capital-Notes (hybrides Kapital) vor. Diese Erweiterung ist zu begrüßen, da sie unterschiedliche Risikoverteilungen und finanzielle Verantwortlichkeiten ermöglicht. Je konzessionärer die Mittel ausgestaltet sind, desto stärker können Risiken von den Tropenwaldländern auf die Sponsorländer verlagert werden – und desto stabiler werden die Auszahlungen und somit der Anreiz für Tropenwaldländer ihren Wald zu erhalten. Für Deutschland sollte daher gelten: Der eigene Beitragsmix muss Fairness und Vorhersehbarkeit für Tropenwaldländer sicherstellen – nicht maximale Rendite.
3. Walddegradierung umfassend erfassen – Feuer allein reicht nicht
Ein zentraler Schwachpunkt in der bisherigen Ausgestaltung der TFFF betrifft die Messung von Walddegradierung. Bisher soll allein Feuer als Indikator gelten – andere Formen der Schädigung, etwa durch selektive Abholzung, bleiben unberücksichtigt. Damit droht ein erheblicher Teil des tatsächlichen Waldverlusts übersehen zu werden. Zwar sieht das aktuelle TFFF Konzeptpapier eine Überprüfung dieser Regelung innerhalb von drei Jahren nach den ersten Auszahlungen vor, doch das ist zu spät. Verbesserungen beim Monitoring müssen vor Beginn der ersten Zahlungen umgesetzt werden, um sicherzustellen, dass nur intakte Wälder belohnt werden.
Die TFFF bietet die Chance, hier neue ökologische Standards zu setzen. Künftig sollte ein mehrstufiges Indikatorensystem genutzt werden, das neben Bränden auch Kriterien wie Biomasseverlust oder Verringerung der Kronendichte berücksichtigt. Deutschland sollte sich dafür einsetzen, dass diese Standards verbindlich festgelegt und regelmäßig überprüft werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die TFFF tatsächlich den Schutz intakter und artenreicher Wälder fördert – und nicht unbeabsichtigt zu ihrer schleichenden Degradierung beiträgt.
4. Kein Ersatz, sondern Ergänzung: Die TFFF darf keine Lücken in der Klimafinanzierung kaschieren
Ein entscheidender Punkt für die Glaubwürdigkeit der TFFF ist die Zusätzlichkeit der Geberbeiträge. Diese sollte unbedingt in der TFFF-Charta verankert werden – ob dies tatsächlich geschieht, ist jedoch fraglich. Mittel, die in die TFFF fließen, dürfen keine bereits zugesagten öffentlichen Klimafinanzierungsmittel ersetzen. Sie müssen zusätzlich zu bestehenden öffentlichen – vor allem zuschussbasierten – internationalen Mitteln für Klima- und Biodiversitätsschutz bereitgestellt werden. Wichtig ist, dass durch Investitionen von Sponsorländern in die TFFF insbesondere keine Mittel aus der internationalen Anpassungsfinanzierung verdrängt werden. Viele der besonders verwundbaren Länder, insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent, verfügen über keine oder nur sehr geringe Flächen tropischer Regenwälder und würden daher gar nicht oder nur kaum direkt von der TFFF profitieren. Nach ersten Analysen würden insbesondere folgende Länder von der TFFF profitieren sofern sie ihre Entwaldungsrate unter 0,5% halten: Brasilien, die Demokratische Republik Kongo und Indonesien. Eine mögliche Anrechnung von TFFF-Investitionen auf bestehende Finanzierungsziele wie das neue globale Klimafinanzierungsziel (New Collective Quantified Goal, NCQG)könnte dazu führen, dass dringend benötigte Mittel für Anpassungsmaßnahmen – etwa zum Schutz vor Dürren, Überflutungen oder Ernteausfällen – gekürzt oder verschoben werden. Theoretisch sollten diese Finanzströme zwar nicht in Konkurrenz zueinander stehen: Während es sich bei der TFFF um Investitionen handelt, die langfristig Erträge erzielen und an die Sponsorländer zurückfließen, bestehen Anpassungsmittel überwiegend aus Haushaltszuschüssen, die nicht zurückgezahlt werden müssen. In der Praxis besteht jedoch die Befürchtung, dass es dennoch zu einer Konkurrenz oder Verdrängung kommen kann.
Zwar wurde in dem aktuellen Konzeptpapier 3.1 der ausdrückliche Bezug zum NCQG entfernt – ein Fortschritt gegenüber früheren Entwürfen. In den vorherigen Versionen war vorgesehen, dass alle Investitionen in grüne, blaue oder nachhaltige Anleihen in ODA-empfangsberechtigten Ländern automatisch auf das NCQG angerechnet werden können. Dennoch besteht das Risiko in der Praxis weiterhin, dass einzelne Länder ihre gesamten Investitionen in die TFFF künftig fälschlicherweise als Beitrag zu ihren Klimafinanzierungsverpflichtungen deklarieren und die TFFF somit „klassische“ Klimafinanzierung verdrängen könnte.
Investitionen in Staats- oder Unternehmensanleihen – auch wenn diese grün, blau oder nachhaltig sind – dürfen hingegen nicht pauschal als Klimafinanzierung gewertet und auf das 1,3-Billionen-Ziel im NCQG angerechnet werden. Dies wäre gefährlich und könnte das Ziel künstlich auffüllen – mit fatalen Folgen für den Kampf gegen den Klimawandel. Solche Finanzanlagen können zwar eine unmittelbare Klimawirkung haben, garantieren diese jedoch nicht automatisch und dürfen daher nur dann und in dem Umfang angerechnet werden, in dem sie nachweislich einen klaren Minderungs- oder Anpassungsmehrwert erzielen.
Entscheidend ist, dass nur tatsächlich und nachweislich an Tropenwaldländer ausgezahlte Mittel anteilig auf das 300-Milliarden-Ziel im NCQG angerechnet werden dürfen – und auch nur in dem Verhältnis, das dem jeweiligen Anteil eines Geberlandes am Gesamtvolumen der TFFF entspricht. Für Deutschland würde das zum Beispiel bedeuten: Wenn es etwa ein Prozent zum Gesamtkapital der TFFF beiträgt (rund 1,25 Milliarden US-Dollar), könnte es sich maximal ein Prozent der jährlich ausgezahlten Mittel anrechnen lassen. Bei angenommenen vier Milliarden US-Dollar an jährlichen Auszahlungen entspräche das rund 40 Millionen US-Dollar pro Jahr.
Wenn ein finanzieller Beitrag Deutschlands in die TFFF erfolgt, muss dieser ganz klar unter diesen Bedingungen erfolgen und darf keine Entschuldigung oder Ausgleich für die sinkenden Klimafinanzierungsmittel sein, die wir gegenwärtig in den Haushaltsentwürfen für 2025 und 2026 beobachten können.
Fazit: Ein Baustein unter mehreren – Verantwortung bleibt umfassend
Die Tropical Forests Forever Facility kann zu einem wichtigen Baustein für den globalen Waldschutz werden – vorausgesetzt, sie wird fair, ökologisch und sozial glaubwürdig und finanziell tragfähig ausgestaltet. Ihr offizieller Start zu Beginn der COP30 sollte jedoch nicht den Blick auf andere dringend benötigte Ergebnisse der Klimakonferenz verstellen. Innovative Finanzierungsinstrumente, die auch privates Kapital mobilisieren, sind unverzichtbar – doch sie können die Zusage ausreichender öffentlicher Mittel, insbesondere für Anpassungsfinanzierung in den verletzlichsten Ländern, nicht ersetzen. Ebenso bleibt klar: Mit einem finanziellen Beitrag zur TFFF allein ist Deutschlands Verantwortung für den Schutz der Wälder nicht erfüllt. Deutschland muss sich sowohl in den Entscheidungsgremien der TFFF für eine ambitionierte Ausgestaltung der Initiative als auch innerhalb der EU für ambitionierte Regulierungen einsetzen – etwa für strenge entwaldungsfreie Lieferketten und hohe Waldschutzstandards in der EU-Taxonomie, der europäische Rahmen zur Einstufung ökologisch nachhaltiger Investitionen. Nur im Zusammenspiel aus glaubwürdigen Finanzierungszusagen, robusten Standards und politischer Verbindlichkeit kann die TFFF zu dem werden, was sie verspricht: ein echter Wendepunkt für den globalen Waldschutz.
Julia Grimm & Ute Sudmann, Germanwatch





