Deutsche Klimafinanzierung / Anpassung
Anpassungsindex 2025: Trotz Fortschritten bleibt die Klimafinanzierung ungerecht
Die internationale Anpassungsfinanzierung steht weiterhin im Zentrum der klimapolitischen Gerechtigkeitsdebatte. Der neue Climate Adaptation Finance Index (CAFI) 2025 zeigt zwar, dass es leichte Fortschritte gibt. Doch das zentrale Versprechen des Pariser Abkommens – die Unterstützung der am stärksten gefährdete Länder – bleibt weitgehend unerfüllt.
Leichte Fortschritte, aber massive Schieflagen
Erstmals seit Beginn der Berechnungen vor drei Jahren weist der CAFI eine leichte Verbesserung auf. Die weltweite Anpassungskapazität ist um drei Prozentpunkte gestiegen. Weltweit haben sich institutionelle Faktoren wie z.B. Katastrophenvorsorge und Regierungsführungskapazitäten und infrastrukturelle Faktoren, also die physische Infrastruktur, Kommunikationsinfrastruktur und Gesundheitssystem verbessert. Dies reduziert die Schäden von zunehmenden klimabedingten Katastrophen, wie z.B. Stürme, Dürren oder Überschwemmungen. Das zeigt, dass Anpassungsmaßnahmen grundsätzlich Wirkung entfalten können. Gleichzeitig bleibt der durchschnittliche Indexwert mit 0,59 weiterhin im Bereich der „starken Unterfinanzierung“. Auch Deutschland, das leicht besser abschneidet (0,62), kann sich hier nicht aus der Verantwortung ziehen.
Besorgniserregend ist: 90 Prozent aller Länder erhalten gemessen an ihrem Klimarisiko zu wenig Anpassungsfinanzierung. Besonders dramatisch ist die Lage in Staaten wie Afghanistan, Tschad, Südsudan, Somalia, Niger, Mali und Jemen. Hier kehrt sich das Prinzip der „Vulnerability-based finance“ ins Gegenteil: Die am stärksten gefährdete Länder gehen leer aus.
US-Rückzug verschärft die Krise
Ein Schock für die globale Anpassungsfinanzierung war die Executive Order 14162, mit der die neue US-Regierung am 20. Januar 2025 alle internationalen Klimafinanzierungszusagen beendete. Besonders betroffen davon sind afrikanische Länder wie Nigeria, Uganda und die DR Kongo, sowie kleinere Staaten wie Eswatini, Jamaika und Simbabwe, in denen die USA über die Hälfte der gesamten Anpassungsfinanzierung ausmachte.
Regionale und strukturelle Ungleichheiten
Die regionale Analyse zeigt ein eindeutiges Muster. Während Ozeanien einigermaßen angemessen finanziert wird, bleibt Afrika das Schlusslicht, gefolgt von Asien. Nur die kleinen Inselstaaten (SIDS) erhalten im Verhältnis zu ihren Risiken eine halbwegs angemessene Unterstützung. Länder mit hoher Armut, fragiler Staatlichkeit oder extremem Risiko sind dagegen strukturell benachteiligt. Das ist ein klarer Verstoß gegen die Prinzipien des Pariser Abkommens.
Deutschland schneidet im Vergleich zum Geberdurchschnitt leicht besser ab, insbesondere in Afrika und Asien. Doch auch hier bleibt es dabei, dass die Verteilung insgesamt nicht dem Risiko der Länder angemessen ist (siehe Abbildung 1).
Verdopplungsziel für die Anpassungsfinanzierung verfehlt
Beim UN-Klimagipfel in Glasgow 2019 hatten die Industrieländer versprochen, ihre Anpassungsfinanzierung bis 2025 zu verdoppeln. Laut CAFI ist die internationale Anpassungsfinanzierung bis 2022 zwar um 76 Prozent gewachsen, doch dieser Anstieg beruht vor allem auf Projekten, die nur teilweise auf Anpassung an den Klimawandel ausgerichtet sind. Projekte mit einem eindeutigen Anpassungsfokus stiegen gerade einmal halb so stark. Damit droht das Verdopplungsziel klar verfehlt zu werden.
Gendergerechtigkeit bleibt Nebensache
Auch die Geschlechtergerechtigkeit in der Anpassungsfinanzierung stagniert. Zwar hat sich das Volumen gender-bezogener Anpassungsfinanzierung zwischen 2016 und 2022 verdreifacht, doch der Anteil der Mittel mit Gender als Hauptziel bleibt bei nur 5 Prozent. Länder wie Kanada und Luxemburg setzen hier positive Akzente, während Deutschland mit Platz 15 bestenfalls Mittelmaß ist.
Fazit zur Anpassungsfinanzierung 2025
Der CAFI 2025 zeigt: Anpassungsfinanzierung wirkt und stärkt die Anpassungskapazitäten weltweit – aber sie wird nicht dort eingesetzt, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Solange die Mittelverteilung weiterhin den ärmsten und verletzlichsten Ländern den Rücken kehrt, bleibt das Versprechen des Pariser Abkommens eine leere Hülle. Es ist höchste Zeit, das Prinzip der klimagerechten Finanzierung endlich ernst zu nehmen.
Politische Konsequenzen: Jetzt handeln
Der CAFI 2025 zeigt, dass es ein entschlossenes Umsteuern in der Klimafinanzierung braucht. Als wichtigster bilateraler Geldgeber für die Finanzierung von Anpassung ist Deutschland hier in einer besonderen Verantwortung und sollte eine führende Rolle in den folgenden Handlungsfeldern:
- Anpassungsfinanzierung muss deutlich erhöht werden, um mit den weltweit steigenden Klimarisiken Schritt zu halten und dem Ziel des Pariser Abkommens (Artikel 9.4) nachzukommen, dass Finanzierung von Minderung und Anpassung gleichgewichtig sein sollen.
- Um schnell Finanzierungslücken zu schließen, u.a. durch den Wegfall der US-Finanzierung, müssen die größten Geber von Anpassungsfinanzierungen, wie multilaterale Entwicklungsbanken (MDBs), Deutschland, Frankreich, Japan und die EU, sofort aktiv werden. Zudem müssen auch andere Geberländer im Globalen Norden ihren gerechten Beitrag leisten. Neue Finanzierungsquellen nach dem Polluter-Pays-Prinzip, etwa Abgaben auf fossile Energien, Luxusflüge oder Vermögen müssen schnellstmöglich entwickelt werden.
- Anpassungsfinanzierung braucht mehr Gerechtigkeit und Effizienz durch risikobasierte Verteilungsschlüssel. Die Unterstützung von vulnerablen Bevölkerungsgruppen in fragilen sowie von gewaltsamen Konflikten und Kriegen betroffenen Kontexten, sollte höchste Priorität haben. Dazu gehört die gezielte Unterstützung fragiler Staaten, in Verbindung mit humanitären und friedensfördernden Ansätzen. Es braucht mehr Flexibilität in fragilen Kontexten, wie beispielsweise indigene oder traditionelle Strukturen, und eine engere Zusammenarbeit mit der lokalen Zivilgesellschaft. Eine Stärkung von Gendergerechtigkeit erhöht die Wirksamkeit von Anpassungsfinanzierung.
- Ein hochrangiger Gipfel zur Anpassungsfinanzierung wäre ein geeignetes Forum, um dem Thema mehr Gewicht zu verleihen. Deutschland sollte einen solchen Gipfel im Jahr 2026 gemeinsam mit Brasilien, dem nächsten COP-Vorsitz, und dem Climate Vulnerable Forum organisieren.
Sabine Minninger, Brot für die Welt
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