Kohlefinanzierung

Entwicklungsbanken finanzieren unverbrennbare Kohlenstoffvorräte

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Vor dem Ban Ki-moon Gipfel nächste Woche in New York hat das Bretton Woods Project einen Bericht zur Finanzierung unverbrennbarer Kohlenstoffvorräte der größten multilateralen Entwicklungsbanken (MDBs) veröffentlicht, der zeigt, dass trotz der öffentlichen Bekundungen der Banken für mehr Klimaschutz weiterhin Milliarden US-Dollar in die Kohlefinanzierung fließen.

In der Analyse wurden die fünf größten Entwicklungsbanken untersucht: die Internationale Finanz-Corporation (IFC), die in der Weltbankgruppe für die Privatsektorfinanzierung zuständig ist, die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB),die Asiatische Entwicklungsbank (ADB), die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD).

Zwar haben die Entwicklungsbanken letzte Woche in einer gemeinsamen Erklärung betont, dass sie mit gutem Beispiel voran gehen und den Anstieg der Klimafinanzierung beeinflussen zu wollen. Die Erklärung beziffert den Beitrag der Banken zur Klimafinanzierung seit 2011 auf über 75 Milliarden US-Dollar, die an Unterstützung für Klimaschutz in Entwicklungs- und Schwellenländern geflossen sind. Der Bericht des Bretton Woods Project kommt aber zu dem Ergebnis, dass die fünf Entwicklungsbanken zusammen Ende 2013 weltweit ca. 20 Milliarden US-Dollar an aktiven Investitionen in insgesamt 179 Kohleprojekten haben. Auch bevorzugen die Entwicklungsbanken bei ihren Investitionen große und etablierte Firmen und haben 12,8 Milliarden US-Dollar in Firmen investiert, die am Kapitalmarkt gelistet sind.

Die Investitionen der Entwicklungsbanken in fossile Energieträger haben zusammen ein geschätztes Potential von 29,3 Gigatonnen CO2. Das entspricht etwa 5 Prozent des weltweiten CO2-Budgets von 565 Gigatonnen CO2. Damit besteht ein hohes Risiko, dass ein guter Teil der Investitionen der Banken in unverbrennbare Kohlenstoffvorräte fließt. Als unverbrennbare Kohlenstoffvorräte werden fossile Energievorräte – also Kohle, Öl, Gas – bezeichnet, die zwar abgebaut, aber nicht verbrannt werden können, wenn das 2 Grad Ziel eingehalten und gefährlicher Klimawandel vermieden werden soll. Sollte dies der Fall sein, dann verlieren diese Investitionen ihren Wert. Die multilateralen Entwicklungsbanken stehen somit in Gefahr, dass sie einer Kohlenstoffblase („Carbon bubble“) ausgesetzt sind.

Der Bericht unterstreicht nochmals, dass sich auch die multilateralen Entwicklungsbanken aus der Finanzierung fossiler Energien zurückziehen und statt dessen die Förderung der erneuerbaren Energien ausbauen sollten – ähnlich, wie dies in Deutschland aktuell für die Kohlefinanzierung der KfW Entwicklungsbank gefordert und von der Bundesregierung anvisiert wird. Nur so kann der Kontrast zwischen Klimaschutz-Rhetorik und Finanzierungsrealität verringert werden.

Christine Lottje

Weiterlesen (vollständiger Bericht): Multilateral Development Banks‘ unburnable carbon