Anpassungsfonds

Der Anpassungsfonds auf der COP30: Ein Glaubwürdigkeitstest für das neue Klimafinanzierungsziel

Der Anpassungfonds ist ein zentraler Baustein für gerechte Klimafinanzierung. Photo: J. Englart, via Flickr, CC BY-SA 2.0

Der Anpassungsfonds (AF) gilt seit Jahren als eines der zentralen Instrumente, um die am stärksten von der Klimakrise betroffenen Länder zu unterstützen. Der Fonds wird von Ländern des Globalen Südens als auch Nordens und der internationalen Zivilgesellschaft gleichermaßen geschätzt. Vor allem mit dem direkten Zugang nationaler Institutionen zu seinen Mitteln hat er Maßstäbe gesetzt und die Eigenverantwortung vieler Länder gestärkt.

Trotz seiner unbestrittenen Stärken steht der Fonds heute unter erheblichem Druck. In den vergangenen beiden Jahren haben die Industrieländer ihre selbst gesteckten Ziele zur Mittelaufbringung klar verfehlt. Damit fehlt es dem AF an der nötigen finanziellen Verlässlichkeit, um seine wichtige Rolle im internationalen Gefüge auszubauen.

Fehlender Auffüllungsmechanismus – strukturelle Schwäche des Fonds

Anders als andere multilaterale Fonds verfügt der AF über keinen geregelten Auffüllungsmechanismus. Seine Finanzierung hängt stattdessen von jährlichen Mobilisierungsrunden – vor allem im Rahmen der Klimakonferenzen – ab. Zwar sieht das Pariser Abkommen zusätzliche Einnahmen für den AF über seinen im Artikel 6 etablierten Marktmechanismus vor: Ein verpflichtender Anteil von 5 % der Erlöse aus Artikel 6.4 sowie mögliche freiwillige Beiträge im Rahmen von Artikel 6.2 sollen künftig in den Fonds fließen. Doch diese Gelder werden frühestens Ende 2026 erwartet – und selbst dann bleiben sie durch Marktvolatilität, schwankende Nachfrage und externe Schocks unsicher. Für eine verlässliche und langfristige Planung taugen sie daher nicht und können nur ergänzend zu der Finanzierung durch Beitragsländer sein.

Mindestziel für 2025 – zu wenig für eine echte Skalierung

Um seine Handlungsfähigkeit zumindest kurzfristig zu sichern, hat der AF für 2025 eine Untergrenze für die Mittelmobilisierung von 300 Millionen US-Dollar festgelegt. Diese Zahl ist das Ergebnis eines politischen Kompromisses – ausreichend, um den Fonds am Leben zu halten, aber weit entfernt von dem, was für eine wirkliche Skalierung gebraucht würde. Dies würde Mittel in ganz anderer Größenordnung erfordern – ein Vielfaches der derzeit veranschlagten Summe. Klar ist: Ohne ambitionierte, mehrjährige und verlässliche Zusagen, insbesondere von Industrieländern, bleibt der Fonds strukturell eingeschränkt.

Deutschland und die EU stehen hier besonders in der Pflicht. Sie müssen nicht nur sicherstellen, dass das Mindestziel erreicht wird, sondern zugleich den Weg für steigende Beiträge ebnen, insbesondere solange die Zahlungen aus den Erlösen aus Artikel 6.4 nicht verlässlich geplant werden können. Denn nur so kann das neue globale Klimafinanzierungsziel (NCQG) eingelöst werden, das bis 2030 mindestens eine Verdreifachung der Auszahlungen von UNFCCC-Fonds vorsieht. Der Anteil der multilateralen Fonds an der Klimafinanzierung muss dabei spürbar steigen. Eine ambitionierte Mittelmobilisierung für den AF bei der COP30 in Belém ist deshalb mehr als ein Finanzierungsdetail – sie ist ein entscheidender Glaubwürdigkeitstest für das gesamte NCQG.

Governance-Fragen – Transition und Board-Komposition

Neben der Finanzierung steht in Belém auch die vollständige Überführung des Fonds vom Kyoto Protokoll in das Pariser Abkommen auf der Agenda. Dies ist ein Schritt, über den weitgehend Einigkeit besteht. Strittig bleibt jedoch die Frage der Zusammensetzung des AF Entscheidungsgremiums (Board). Bisher verfügen die Entwicklungsländer über eine Mehrheit im AF-Board – ein zentrales Element, das den AF von anderen Fonds unterscheidet und maßgeblich zu seiner hohen Akzeptanz beiträgt.

Die Sorge vieler Entwicklungsländer ist nun, dass eine Neuverhandlung der Board-Komposition ihre Mehrheit gefährden könnte. Diese Unsicherheit blockiert bislang Fortschritte der vollständigen Überführung des Fonds ins Pariser Klimaabkommen. Klar ist: Ein Aufweichen dieser Mehrheit würde die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in den Fonds nachhaltig beschädigen.

Was in Belém passieren muss

Damit der AF auch künftig eine tragende Rolle für die Anpassungsfinanzierung spielen kann, müssen auf der COP in Belém drei Punkte erreicht werden:

  • Verlässliche Finanzierung: Industrieländer müssen das Mindestziel von 300 Mio. US-Dollar für 2025 voll erfüllen und sich zu steigenden mehrjährigen Beiträgen bekennen.
  • Klares Signal zum NCQG: Der AF muss als zentrales Instrument für die Umsetzung des neuen Klimafinanzierungsziels gestärkt werden – etwa durch eine explizite Bekennung in High-Level Statements, politische Rückendeckung durch zentrale Akteure sowie durch die Zusage zusätzlicher, langfristiger Mittel.
  • Erhalt der Governance-Struktur: Die Mehrheit der Entwicklungsländer im Board darf nicht infrage gestellt werden.

Ob die COP30 in Belém diese Voraussetzungen schafft, ist jedoch alles andere als sicher. Bleiben die Zusagen der Industrieländer hinter den Erwartungen zurück oder wird die Governance-Frage nicht gelöst, droht der AF weiter strukturell geschwächt zu bleiben. Damit stünde nicht nur seine eigene Zukunft auf dem Spiel, sondern auch die Glaubwürdigkeit des neuen globalen Klimafinanzierungsziels.

Julia Grimm, Germanwatch