Umsetzung der Klimafinanzierung / Green Climate Fund (GCF) / Landnutzung

Aktivist*innen befürchten, dass Gelder für große Wiederbewaldungsinitiativen in Afrika fast zu einer Verdoppelung der Flächen von konfliktverursachenden Baumplantagen führen werden

Eine von Portucel betriebene Eukalyptusplantege in Mosambik. Photo: Justiça Ambiental

Die African Forest Landscape Restoration Initiative (AFR100) will Gelder in Höhe von 100 Mrd. USD für die Wiederherstellung geschädigter Landschaften auf dem gesamten Kontinent generieren, um der Atmosphäre mithilfe von Aufforstung Kohlenstoff zu entziehen. Heute am Internationalen Tag zur Bekämpfung von Monokultur-Baumplantagen rufen Aktivist*innen die Geldgeber des Programms dazu auf, Monokulturen von der Finanzierung auszuschließen.

Die AFR100 ist ein afrikaweites Programm, mit dem bis 2030 der Wiederaufbau von 100 Mio. Hektar geschädigter Landfläche angestrebt wird. Die Initiative wurde 2015 auf dem Pariser Klimagipfel ins Leben gerufen und trägt zur Erreichung der Ziele der Bonn Challenge bei, einer Initiative der deutschen Regierung, die vier Jahr zuvor auf den Weg gebracht worden war. Seitdem haben 30 Länder Zusagen für die Wiederherstellung von Flächen in einer Größenordnung gemacht, die das ursprüngliche Ziel bei weitem übersteigt. Die AFR100 ist nun dabei, die Finanzierung für Wiederaufbauprojekte zu erhöhen. Die Projekte sind ganz unterschiedlicher Art – von Waldaufforstungen, die von den lokaler Gemeinschaften durchgeführt werden, bis hin zu großflächigen Monokultur-Baumplantagen.

Über das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) spielt die Bundesregierung eine Schlüsselrolle in der AFR100. Das Ministerium war Gründungsmitglied der Initiative, ist der wichtigste Geldgeber und sitzt zusammen mit der GIZ, dem WRI, der IUCN, der FAO und der Weltbank als einziger Vertreter einer nationalen Regierung im Management Committee der Initiative. Seine Unterstützung für die AFR100 ist Teil seines Waldaktionsplans, mit dem 2 Mrd. Euro für Projekte im Zusammenhang mit Wäldern investiert werden. Dazu gehört auch das von der GIZ umgesetzte Forests4Future-Projekt, das sich mit Aspekten der Bonn Challenge und anderer internationaler Initiativen im Zusammenhang mit der Wiederherstellung von Waldlandschaften befasst. Über Forest4Future sind bisher rund 4,4 Mio. Euro in die AFR100 geflossen, unter anderem für die Finanzierung der AUDA-NEPAD, die als Sekretariat der AFR100 fungiert, und für Projekte zur Wiederherstellung von Wäldern und Landflächen in Togo, Äthiopien, Kamerun und Madagaskar, die in ihren Vorhaben im Rahmen der AFR100 alle im kleineren oder größeren Ausmaß Baumplantagen beinhalten.

Eine heute veröffentlichte Untersuchung zu AFR100-Vorhaben hat ans Licht gebracht, dass die Hälfte der beteiligten Länder großangelegte kommerzielle Baumplantagen zum Ziel haben. Zusammengenommen belaufen sich diese Ziele bis 2030 auf eine 91%ige Zunahme der Fläche, die von Baumplantagen bedeckt sein wird. Das Programm beruht dazu in hohem Maße auf anderen Pflanzungen, die häufig als „Brennholzparzellen“ („Woodlots“) oder „Agroforstwirtschaft“ bezeichnet werden – umfassende Begriffe für Maßnahmen, die ähnlich schädliche Auswirkungen wie Monokulturen haben können.

Obwohl einige der Zusagen für die AFR100 bereits vor fünf Jahren gemacht wurden, findet in den meisten Ländern nach wie vor so gut wie keine Überwachung der Fortschritte zur Erreichung der Ziele statt und es herrscht ein eklatanter Mangel an öffentlich zugänglichen Informationen darüber, wie die Regierungen ihre Ziele erreichen wollen. In einer Reihe von Ländern, darunter auch zwei Ländern, die an der AFR100 beteiligt sind, wird die Umsetzung der Wiederaufforstungsziele auf Länderebene jedoch mit dem „Bonn Challenge Barometer“ gemessen, was Hinweise darüber liefert, inwieweit die Zusagen erfüllt werden. Die Ergebnisse sind besorgniserregend: Seit 2011 bestehen in Madagaskar 82% der 1,5 Mio. ha Wiederaufbaufläche und in Ruanda fast 50% der 700.000 ha aus „Plantagenwäldern und Woodlots“.

Die Wissenschaft ist sich einig, dass Baumplantagen eine schlechte Option sind, wenn es um die Wiederherstellung von Landflächen und die Bindung von Kohlenstoff geht. In einem unlängst erschienen wissenschaftlichen Bericht wird erklärt, dass Plantagen im Allgemeinen nur wenig mehr Kohlenstoff absorbieren als die gerodete Fläche, auf der sie gepflanzt werden, und dass Naturwälder bei der Kohlenstoffspeicherung 40 Mal effektiver sind als Plantagen (und sechs Mal besser als Agroforstwirtschaft). Die Autor*innen stellen zweifelsfrei fest, dass eine natürliche Regeneration nicht nur die effektivste Option ist, sondern auch die billigste und technisch am leichtesten zu erreichende.

Allerdings sind kommerzielle Baumplantagen eindeutig die bevorzugte Option, wenn die Mobilisierung von Investitionen aus dem Privatsektor Priorität hat. Mit Eukalyptusbäumen lassen sich wesentlich leichter Profite machen als beispielsweise mit Wiederaufforstungsarbeiten, die von Frauen aus den lokalen Gemeinschaften durchgeführt werden, auch wenn diese Art der Aufforstung die beste Wahl ist, wenn die Verringerung des Kohlenstoffausstoßes, die Förderung der Artenvielfalt und die Schaffung von nachhaltigen Existenzgrundlagen im Vordergrund steht. Jeder weitere Hektar an kommerziellen Baumplantagen ist daher die Entscheidung, diesen Hektar nicht in ein gesundes Ökosystem zu regenerieren, von dem die lokalen Gemeinschaften direkt profitieren können.

Ein anderer wichtiger Aspekt dieser Debatte ist, dass Afrikas Erfahrung mit kommerziellen Baumplantagen eine Geschichte von Konflikten und neokolonialistischer Ressourcenausbeutung ist. Auch wenn die AFR100 als eine von den Ländern selbst durchgeführte Initiative konzipiert ist, die auf der Zusammenarbeit auf nationaler Ebene basiert und keine Top-Down-Struktur hat, soll hier an zwei Beispielen deutlich gemacht werden, wie Plantagen-Unternehmen zum Nachteil der ländlichen Gemeinschaften von den für die Wiederaufforstung bewilligten Mitteln profitieren.

Ob absichtlich oder nicht: Mosambiks Zusage, eine Mio. Hektar Land zu regenerieren, entspricht exakt einem anderen Ziel der Regierung, nämlich kommerzielle Baumplantagen bis 2030 auf eine Mio. Hektar Landfläche auszuweiten. Die Aufforstungszusage basiert auf Mosambiks Forest Investment Plan, der von der Weltbank unterstützt (und vom Klimainvestitionsfonds finanziert wird), im Wesentlichen aber einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft eines Unternehmens mit Sitz in Portugal – Europas größtem Produzenten von Büropapier namens The Navigator Company – dabei hilft, das Modell einer Plantagenwirtschaft mit Eukalyptus-Monokultur zu entwickeln, die auf das ganze Land ausgeweitet werden kann. Dort, wo die Pflanzungen schon begonnen haben, wurden arme, von der Landwirtschaft abhängige Gemeinschaften unrechtmäßig enteignet, mit falschen Versprechungen zu ländlicher Entwicklung abgespeist und mit Einschüchterungen davon abgehalten, mit Nichtregierungsorganisationen zu sprechen. Dazu kommt, dass die Eukalyptus-Plantagen auf einigen der letzten Flächen des empfindlichen Miombo-Waldes und auf Graslandökosystemen angelegt werden, was die Behauptung, diese Landflächen zu „regenerieren“, zu reinem Hohn werden lässt.

Das zweite Beispiel ist das Unternehmen Miro Forestry mit Sitz in Großbritannien, das von sich selbst sagt, „in den letzten Jahren die meisten neuer Plantagen in Afrika angelegt zu haben“, und in Ghana und Sierra Leone über 20.000 Hektar an Plantagen bewirtschaftet, die Hälfte davon mit Eukalyptusbäumen. Miros Unternehmenswachstum wird vom Grünen Klimafonds finanziert und steht im engen Zusammenhang mit der AFR100, da die in Deutschland ansässige UNIQUE forestry and land use GmbH nicht nur technischer Partner der AFR100 und einer der Berater ist (der beispielsweise mit der Halbzeitüberprüfung der AFR100 beauftragt wurde), sondern über den Arbaro Fund, eine von UNIQUE mitgegründete Kapitalbeteiligungsgesellschaft, auch direkt an Miro beteiligt ist. Das World Resources Institute (WRI), eine von sieben Organisationen im Management Committee der AFR100, hat Miro als eine „Investitionsgelegenheit mit großer Wirkung für die nachhaltigen forstwirtschaftlichen Flächen Afrikas“ angepriesen und beschrieben, wie das Unternehmen „dazu beitrug, die zuvor geschädigten Landflächen wiederherzustellen“. Dagegen hat die ghanaische NRO Civic Response schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen erhoben: die lokalen Gemeinschaften seien nicht in die Konsultationen einbezogen worden und die Plantagen hätten vor Ort zu einem Verlust an Einkommen und Nahrungsmittelsouveränität geführt. Zudem wurde eine große Zahl an Bauern ohne jegliche Entschädigung von den Konzessionsflächen vertrieben, was in einen jahrelangen Rechtsstreit mündete.

Kaum ein Umweltschützer würde zustimmen, dass die Rodung von Land zur Pflanzung von Eukalyptusbäumen, nur um sie zehn Jahre später zu ernten und kurzlebige Produkte daraus zu produzieren oder – schlimmer noch – sie zur Energieversorgung zu verbrennen, als Wiederherstellung erachtet werden kann. Die AFR100 und ihre Geldgeber sollten dies zur Kenntnis nehmen und Baumplantagen aus dem Wiederbewaldungsprogramm und von der Finanzierung als Rekultivierungsmaßnahme ausschließen.

Gastbeitrag von Oliver Munnion, Global Forest Coalition (GFC)

Weiterlesen: Die gesamte Analyse findet sich auf der GFC Website.