Deutsche Bank / Green Climate Fund (GCF) / Kohlefinanzierung

Deutsche Bank Serie: Trippelschritte in die richtige Richtung, aber ein weiter Weg zum Ausstieg aus der Kohlefinanzierung

Immer noch investiert die Deutsche Bank in Kohle. Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung/BUND 2015

Seit Juli 2015 ist die Deutsche Bank als Durchführungsorganisation des Grünen Klimafonds akkreditiert. NGO’s kritisierten die Aufnahme als falsches Signal, da die Deutsche Bank massiv die Kohleindustrie finanziert. Im Oktober 2016 ist ihr erstes Projekt beim GCF bewilligt worden. Eine Blogreihe gemeinsam mit der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald gibt in regelmäßigen Abständen einen Einblick über die aktuelle Kohle- und fossile Finanzierung der Deutschen Bank.

Spätestens seit dem Abkommen von Paris ist breit anerkannt, dass Klimarisiken eine relevante Größe auch für Banken sind. Denn wenn der Klimawandel ernsthaft bekämpft werden soll, heißt das nicht nur, dass keine neuen Kohlekraftwerke mehr gebaut werden dürfen, es müssen auch existierende Kraftwerke abgeschaltet werden. Bauruinen oder noch nicht abgezahlte Kraftwerke, die stillgelegt werden, sind sogenannte „stranded assets“, die keine Bank in ihren Büchern haben will. Wobei Kohle nur die Spitze des Eisbergs ist und die Finanzierung von Fossilen Energien insgesamt zunehmend riskant wird.

Der Umgang der großen Banken mit Klimarisiken

Diese Zusammenhänge sind Investoren bekannt, die sich deshalb zunehmend dafür interessieren, wie Banken mit Klimarisiken umgehen. Boston Common Asset Management vertritt eine Koalition von Investoren, die zusammen 500 Milliarden US$ managen. Sie untersuchen seit 2014 ,wie Banken strategisch an Klimarisiken herangehen. Im Januar 2017 haben sie den Bericht „On Borrowed Time: Banks and Climate Change“ veröffentlicht. Darin befragten sie 28 Banken zu Policies und Programmen in den Bereichen Klimastrategie, Finanzierung der Transformation hin zu einer weniger kohlenstoffbasierten Wirtschaft sowie Risikomanagement.

Als Haupterkenntnisse stellt der Bericht fest, dass

  • 70 Prozent der antwortenden Banken Kohlenstoff-Fußabdrücke ermitteln oder Umweltstresstests machen (jedoch nicht immer auf die finanzierten Projekte bezogen), und
  • über 80 Prozent der Banken erklärten, Klimarisiken nun auf Vorstandsebene einzubeziehen.

Darüber hinaus nennt die Untersuchung die Zahl von 786 Milliarden US$, die europäische und US-amerikanische Banken in den letzten 3 Jahren für besonders kohlenstoffintensive Sektoren und Hochrisiko-Projekte finanziert haben, die „stranded assets“ werden können. 50 Prozent der Banken antworteten, dass sie die Bezahlung hochrangiger Mitarbeiter an Klimastrategieziele gebunden haben. Weniger als 15 Prozent der Banken gaben jedoch an, die Ergebnisse von Umwelt-Stresstests anschließend als Grundlage für zukünftige (Kredit-) Entscheidungen zu nutzen, etwa für Zielsetzungen im Energieportfolio oder gezielte Umweltprüfungen für kohlenstoffintensive Sektoren.

Die wesentliche Aussage des Berichts ist deshalb, dass Banken sich in die richtige Richtung bewegen, allerdings nicht schnell genug im Licht der sich schnell ändernden Risiken. In der Veröffentlichung werden keine Negativbeispiele genannt, sondern nur die Banken hervorgehoben, die positive Entwicklungen aufweisen. Dabei werden 17 der 28 Banken genannt. Die Deutsche Bank ist nicht unter ihnen.

Leichte Bewegung auch bei der Deutschen Bank…

Nun mag der Bericht für die Bank zu früh gekommen sein, da die Recherche im Oktober/November 2016 abgeschlossen wurde. Ende Januar 2017 berichteten zahlreiche Medien, dass die Deutsche Bank einen teilweisen Ausstieg aus der Kohlefinanzierung plane. Nach Analyse von urgewald kann die neue Richtlinie jedoch nur ein Anfang sein. Im besten Fall bedeutet sie, dass die Bank bei Kohle deutlich kürzer treten will. Die Deutsche Bank will ihre Exposition im Kohlebereich in den kommenden drei Jahren um 20 Prozent reduzieren. Projektfinanzierung für neue Kohlekraftwerke oder neue Minen für Kraftwerkskohle soll es nicht mehr geben. Das Problem dabei ist jedoch, dass die meisten Projekte indirekt über Firmenkredite und –anleihen finanziert werden. Hier spielt die Deutsche Bank eine zentrale Rolle als Geldgeber der Kohleindustrie. Durch die neue Richtlinie wird sich an dieser Form der Kohlefinanzierung nichts ändern.

Ein Blick ins Portfolio der Deutschen Bank verdeutlicht das Problem: So sind beispielsweise der südkoreanische Konzern KEPCO und der indische Konzern NTPC wichtige Kunden der Deutschen Bank. Beide planen und bauen weltweit Kohlekraftwerke mit einer Kapazität, die höher liegt als die des gesamten deutschen Kohlekraftwerksparks (rund 48 Gigawatt). Allein NTPC ist für den Bau von Kohlekraftwerken mit mehr als 37.000 Megawatt Leistung verantwortlich und liegt damit weltweit an 7. Stelle. KEPCO baut Kraftwerke auch in Ländern wie Vietnam oder den Philippinen, die derzeit einen regelrechten Kohle-Boom erleben. Dadurch wird dort eine jahrzehntelange Kohleabhängigkeit festgeschrieben.

… aber sie hinkt immer noch hinterher

Andere europäische Banken sind hier schon viel weiter. So schließt die französische Bank Natixis bereits jetzt Unternehmenskredite für Firmen aus, die mehr als 50 Prozent ihres Geschäfts im Kohlekraftwerksbereich oder mit Kohlebergbau machen. Die Banken KBC, ING, Crédit Agricole und HSBC haben ähnliche Ausschlusskriterien eingeführt.  Insofern hat sich die Deutsche Bank als Durchführungsorganisation des Grünen Klimafonds etwas bewegt, aber immer noch einen weiten Weg vor sich.

Gastbeitrag von Regine Richter / urgewald