Umsetzung der Klimafinanzierung / Gender

Warum die Gleichstellung der Geschlechter unabdingbar für eine gerechte, effektive und effiziente Klimafinanzierung ist

Die Rolle von Frauen in der Klimafinanzierung muss dringend gestärkt werden. Photo: C. Krackhardt / Brot für die Welt

Frauen in der ganzen Welt leiden unter den Folgen des Klimawandels. Oft sind sie stärker von den klimawandelbedingten Auswirkungen betroffen, weil diese die bestehenden Geschlechterungleichheiten noch verschärfen. Im Jahr 2018 stieg die Zahl der weltweit hungernden Menschen auf 821 Mio. Einen besonders hohen Anstieg hatten die Agrarländer zu verzeichnen, die auf mehr Regenfall angewiesen sind und Dürren erlebten. Frauen und Mädchen trifft das am heftigsten, da sie meist als Letzte etwas zu essen bekommen, beim Wasserholen größere Entfernungen zurücklegen müssen und es für sie eine immer größere Belastung wird, die ländliche Existenzgrundlage zu sichern. Frauen wirken auch bei den Strategien zur Bewältigung und Anpassung an den Klimawandel mit. Als Bäuerinnen, Unternehmerinnen, Produzentinnen, Verbraucherinnen und Haushaltsvorstände sind Frauen einflussreiche Interessenvertreterinnen bei der Umsetzung kohlenstoffarmer Pfade in den Entwicklungsländern. Das macht Frauen zu treibenden Kräften für Veränderung bei der Bekämpfung der Erderwärmung im Globalen Süden.

Auf der internationalen Klimakonferenz von Cancún im Jahr 2010 wurde anerkannt, dass die Gleichstellung der Geschlechter und die effektive Partizipation von Frauen für alle Aspekte des Klimawandels wichtig sind, insbesondere durch einen auf Gleichstellung ausgerichteten Ansatz bei der Ausarbeitung der Nationalen Anpassungspläne (NAPs). Ebenso wurden die Geschlechtergleichstellung und die Befähigung von Frauen als Grundsatz in der Präambel des Pariser Klimaabkommens verankert. Und dennoch geht aus einem Bericht der UNDP von 2016 hervor, dass lediglich 0,01% der weltweit geleisteten Finanzhilfen in Projekte fließt, die sich sowohl mit Klimaschutz als auch mit Frauenrechten befassen. Auch ein CARE-Bericht von 2018 stellt heraus, dass Genderbelange in den von der internationalen Klimafinanzierung unterstützten Anpassungsprojekten nicht ausreichend miteinbezogen werden.

Schlüsselfaktoren für gender-differenzierte Auswirkungen des Klimawandels

Der Klimawandel wirkt sich unterschiedlich auf die Geschlechter aus. Diese Unterschiede sind auf die althergebrachten Genderungleichheiten zurückzuführen, die durch die Folgen des Klimawandels noch weiter verstärkt werden. Bei Bildungs- und Beschäftigungschancen, bei Zugang zu, Nutzung von und Kontrolle über Ressourcen sowie bei der Teilhabe an der Entscheidungsfindung besteht weltweit weiterhin eine geschlechtsabhängige Kluft zwischen Frauen, Männern, Mädchen und Jungen.

Drei Schlüsselfaktoren erklären, warum Frauen und Mädchen verwundbarer durch die Folgen des Klimawandels sind als Männer.

  • In armen Ländern übernehmen Frauen und Mädchen den Großteil der auf die eigene Bedarfsdeckung ausgerichteten Landwirtschaft und sind hauptverantwortlich für die Grundversorgung mit Lebensmitteln, Wasser und Brennstoff – Ressourcen, die alle aufgrund des Klimawandels immer knapper werden. Frauen spielen bei der Nahrungssicherheit ganzer Kontinente eine zentrale Rolle. Da es ihnen häufig an den wirtschaftlichen Mitteln fehlt, von technischen Verbesserungen wie Bewässerungssystemen zu profitieren, sind Kleinbäuerinnen auf die schwindenden Naturressourcen angewiesen. Die FAO schätzt, dass Frauen ihre landwirtschaftlichen Erträge um 20 bis 30 Prozent steigern könnten, wenn sie den gleichen Zugang zu produktiven Ressourcen hätten wie Männer.
  • Die Klimakrise verschlimmert die Geschlechterungleichheit und erschwert es, eine Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen. Kinder, allen voran Mädchen, können nicht zur Schule gehen, weil sie bei häuslichen Aufgaben helfen müssen, die vom Klimawandel betroffen sind. Weltweit erhalten etwa 132 Mio. Mädchen keine Schulbildung und in Konfliktgebieten ist die Wahrscheinlichkeit doppelt so hoch, dass Mädchen der Schulbesuch versagt wird, wie in Ländern, in denen kein Krieg herrscht. Dazu kommt, dass sich Familien, deren landwirtschaftliche Einkommen aufgrund von Dürren oder Überschwemmungen sinken, kein Schulgebühren mehr leisten können und ihre Töchter häufig früh verheiraten.
  • Soziale und kulturelle Normen und Barrieren bringen es mit sich, dass Frauen bei Entscheidungen in Bezug auf die Bewältigung des Klimawandels häufig kein Mitspracherecht haben. In Haushalten und Gemeinschaften werden die Entscheidungen über die Verwendung von Haushaltseinkommen, Gewinnen und Zeit häufig ohne Rücksprache mit den Frauen getroffen. Frauen haben wenig Zugang zu und Kontrolle über die von ihnen benötigten Ressourcen, um sich auf den Klimawandel einzustellen, sich anzupassen, sich von den Auswirkungen zu erholen und ihr Leben umzustellen. Zudem sind ihre Rolle und ihre Verantwortlichkeiten (z. die Versorgung der Kinder) oft eine Hürde für ihre Einbindung in das öffentliche Leben dar.

Ein strategischer Gender-Ansatz bei der Klimafinanzierung

Für Frauen war und ist es sehr schwierig, Zugang zur Klimafinanzierung zu bekommen. Deshalb ist es überaus wichtig, die Antragsvoraussetzungen für sie zu vereinfachen, damit sie erfolgreiche Pilotprojekte übernehmen und ausbauen können. Die Beteiligung und Führungsrolle von Frauen bei der Erarbeitung, Umsetzung, Überwachung und Bewertung von Projekten und Programmen zum Klimaschutz muss größer werden, um sicherzustellen, dass diese Maßnahmen die klimabedingten Gefahren und Barrieren zur Geschlechtergleichstellung reduzieren. Wenn Genderaspekte auf strategische Weise in Projekte und Programme zur Anpassung an den Klimawandel und zur Emissionsminderung einbezogen werden, können sie nachhaltige positive Auswirkungen auf die Fähigkeit der Gemeinschaften haben, drastische Klimaveränderungen zu verkraften und sich einer Gleichstellung der Geschlechter anzunähern. Es gibt zahlreiche Beispiele, die veranschaulichen, wie das funktionieren kann.

  • In vielen Regionen leben Bauern, Viehhalter und Fischer von denselben Ressourcen, haben aber unterschiedliche Bedürfnisse, die zu Konflikten über die Landnutzung führen können. Wenn die Erträge und die Produktion aufgrund von Raubbau, Umweltzerstörung und/oder übermäßigen Dürren oder Überschwemmungen zurückgehen, ist die lokale Bevölkerung, allen voran Frauen, Kinder und ältere Menschen, zunehmend von Armut bedroht. Sie sind Umweltkrisen und -belastungen stärker ausgesetzt oder gar gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Eine Umstrukturierung der Gemeinschaftsgruppen in Koalitionen auf Dorf-, kommunaler oder Bezirksebene kann die Fähigkeit der zivilgesellschaftlichen Organisationen stärken, die Konflikte über die Landnutzung zu lösen. Schulungen zu Grundbesitzsystemen und den entsprechenden Gesetzen – mit besonderem Fokus auf Frauen, die nach dem Tod ihres Ehemannes die Parzelle nicht weiterbewirtschaften dürfen , – wird sie dazu befähigen, sich für die korrekte Anwendung der Gesetze stark zu machen. Wenn Frauen rechtmäßige Besitzerinnen von Land sind, können sie in den Gemüseanbau investieren, was es ihnen ermöglicht, ihre Einkommensquellen zu diversifizieren und direkt mit den gewählten Beamten zu interagieren (siehe auch CARE: „She leads in crisis”).
  • In Städten der Entwicklungsländer bewegen sich die meisten Menschen zu Fuß oder in Massentransportmitteln fort. Wirtschaftlich und sozial spricht vieles dafür, den Genderbelangen im städtischen Transportsystem Rechnung zu tragen, beispielsweise durch Investitionen in sauberere öffentliche Verkehrssysteme wie das Bus-Rapid-Transitsystem (BRT). Männer und Frauen haben hinsichtlich der Erschwinglichkeit, Fahrplanflexibilität, Fahrtlänge und -häufigkeit, geografischen Reichweite und Dichte des Verkehrsnetzes unterschiedliche Ansprüche an öffentliche Verkehrsmittel sowie geschlechtsspezifische Sorgen um die Sicherheit. Auf diese verschiedenen Ansprüche bei der städtischen Verkehrsplanung einzugehen, würde mehrere Vorteile mit sich bringen: Es kann zu einem Anstieg der Fahrgastzahlen und höherer Rentabilität der städtischen Verkehrsmittel führen und es kann dazu beitragen, dass Frauen besseren Zugang zu Beschäftigung, Bildung und Dienstleistungen bekommen, da Frauen häufig mehr auf öffentliche Verkehrsmitteln angewiesen sind als Männer (siehe auch Climate Finance Fundamentals 10).

Zur Etablierung der Geschlechtergerechtigkeit in klimabezogenen Interventionen müssen in einem umfassenden Konzept mehrere strategische Hebel in Erwägung gezogen werden. Klimabezogene Interventionen müssen die traditionellen Geschlechterrollen ausdrücklich in Frage stellen und die wichtige Rolle von Frauen als treibende Kräfte für Veränderungen herausstellen. Die Interventionen müssen die strategischen Interessen von Frauen aufgreifen und darauf abzielen, dass Frauen und Mädchen in der Familie und Gesellschaft eine bessere Stellung zukommt, was zu einer gleichberechtigten Partizipation und Entscheidungsmacht führen würde. Die Interventionen müssen auch für einen gleichen Zugang zu und eine gleichberechtigte Kontrolle über Ressourcen sorgen, wenn die Gleichstellung der Geschlechter und die Anerkennung von Frauen als Hauptakteurinnen bei der Entwicklung einer Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel Wirklichkeit werden soll. Die Forderung nach rechtlicher Gleichstellung für Frauen innerhalb der klimabezogenen Interventionen bedeutet, dass die Gleichstellung gesetzlich anerkannt und die Diskriminierung von Frauen verboten wird. Und schließlich sollte in allen Projekten auch geschlechtsspezifische und sexualisierte Gewalt bekämpft werden. In der gegenwärtigen Covid-19-Krise ist ein Bewusstsein für diese Problematik besonders wichtig, da die Krise und die mit ihr einhergehende Ausgangssperre zu einem Anstieg der geschlechtsspezifischen und sexuellen Gewalt gegen Frauen und Mädchen führte. Gewalt ist eine Gefahr für die physische, psychische und reproduktive Gesundheit von Frauen und schränkt die Frauen in ihrem Selbstbestimmungsrecht, ihrer körperlichen Unversehrtheit und ihrer Partizipation in der Gesellschaft im Allgemeinen und bei klimabezogenen Entscheidungen im Besonderen ein.

Die Klimafinanzierung muss mehr für die Geschlechtergleichstellung tun

Mit einem strategischen Gender-Ansatz kann die Klimafinanzierung gerechter, effektiver und effizienter werden. Um das zu erreichen, müssen die an der Klimafinanzierung beteiligten internationalen Akteure ihre Bemühungen auf verschiedenen Ebenen verstärken.

Regierungen müssen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene systematisch Frauen und Mädchen in die Erarbeitung, Umsetzung, Überwachung und Bewertung von ambitionierterer öffentlicher Politik und ehrgeizigeren Klimaschutzmaßnahmen einbeziehen: Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Reduzierung des Katastrophenrisikos müssen einer strengen Gender-Analyse unterworfen werden, um sicherzustellen, dass sie bestehenden Geschlechterungleichheiten und anderen Formen sozialer Ausgrenzung entgegenwirken. Politische Entscheidungsträger müssen sich verpflichten, bei allen globalen Klimaverhandlungen, in allen Verhandlungsgremien sowie in nationalen Prozessen wie der Aktualisierung der national festgelegten Beiträgen (NDCs) und der Nationalen Anpassungsplanung (NAP) eine maßgebliche Partizipation und Repräsentation von Frauen und Frauengruppen, einschließlich Jugendvertretungen, durchzusetzen. Die Ausrichtung auf eine Geschlechtergleichstellung kann durch verschiedene Maßnahmen erhöht werden: eine bessere Anpassung zwischen internationalen Verpflichtungen und innenpolitischen Maßnahmen, eine stärkere institutionelle Koordination zwischen Umwelt- und Frauenministerien, einen Kapazitätsaufbau, eine nach Geschlechtern getrennte Datenerfassung und eine Zweckbindung von Finanzhilfen.

Die Geberländer müssen ihre finanzielle Unterstützung für gendergerechten Klimaschutz erhöhen, indem sie sicherstellen, dass mindestens 85% der Anpassungsfinanzierung auch auf die Verwirklichung von Geschlechtergerechtigkeit abzielt. Die Zunahme und Beschleunigung von Klimaschutzmaßnahmen macht es zudem erforderlich, die Mittel in die richtige Richtung zu kanalisieren. Die Industrieländer müssen ihre Finanzierung für Maßnahmen zur Emissionsminderung, Anpassung sowie für Schäden und Verluste nach 2020 weiter aufstocken. Und mit diesen Geldern müssen Maßnahmen unterstützt werden, die Klimaschutz und Geschlechtergleichstellung miteinander verbinden, einschließlich Maßnahmen, die von Frauen-Basisorganisationen durchgeführt werden. Angesichts der zentralen Rolle, die Frauen auf lokaler Ebene zur Bewältigung der Klimakrise spielen, ist es sehr wichtig, dass Frauen- und Frauenrechtsorganisationen die von ihnen zur Erfüllung ihres Mandats benötigten Mittel erhalten.

Die internationalen Klimafonds müssen ihre Bemühungen fortsetzen, Gender-Belange in unterschiedlichem Grad in ihre Verfahren und Projektportfolios aufzunehmen. Die Globale Umweltfazilität (GEF) ist mit seinem Speziellen Klimawandel-Fonds (SCCF) und dem Fonds für die am wenigsten entwickelten Länder (LDCF) der älteste internationale Klimafonds und zeichnete sich anfangs überhaupt nicht durch eine Gender-Politik aus. Seit die Fazilität aber 2011 ihre Richtlinie zum Gender-Mainstreaming verabschiedete, fordert sie von allen GEF-Durchführungsorganisationen (hauptsächlich multilateralen Entwicklungsbanken und UN-Behörden), ihre Genderkompetenz unter Beweis zu stellen. Im Jahr 2017 billigte die GEF eine neue Leitlinie zur Geschlechtergleichstellung (Policy on Gender Equality), die auf einen pro-aktiveren Ansatz der Einbeziehung von Genderfragen und eine verbesserte Berichterstattung über getrennt nach Geschlechtern aufgeführte Ziele und Ergebnisse abzielte. Das geht mit einer von der GEF Mitte 2018 beschlossenen Umsetzungsstrategie für Gender-Belange (Gender Implementation Strategy) einher, die strategische Ansatzpunkte und gezielte Maßnahmen sowie einen Rahmen für die Ergebnismessung umreißt. Der Grüne Klimafonds (GCF) war der erste multilaterale Fonds, der von Anfang an wichtige Bausteine für einen umfassenden auf Geschlechtergleichstellung ausgerichteten Ansatz für seine Maßnahmen festlegte. Der GCF entwickelte eine Gender-Politik und einen Gender-Aktionsplan. Ebenso wichtig ist, dass er Gleichstellungsfragen in seine operativen Modalitäten und Richtlinien integrierte. Dazu gehört auch, dass GCF-Durchführungsorganisationen für ihre Akkreditierung nicht nur eigene Gender-Richtlinien und einen eigenen Gender-Aktionsplan nachweisen, sondern auch eine Kapazitäts- und Leistungsbilanz für bereits durchgeführte Projekte vorlegen müssen; zudem müssen sie bei allen GCF-Bewilligungsanträgen für Investitionen ein technisches Gutachten einreichen, in dem anhand mehrerer Sub-Kriterien die Auswirkungen des Projekts auf die Geschlechter untersucht wird. Im November 2019 verabschiedete der GCF eine überarbeitete Gender-Politik und einen neuen Gender-Aktionsplan (2020-2023), mit dem die finanzielle Unterstützung für den Kapazitätsaufbau in Entwicklungsländern erhöht wird, um den Gleichstellungsmandaten gerecht zu werden. Allerdings schlägt diese Neufassung weder neue Wege ein, noch bietet sie eine progressive Vision. Der GCF scheint seinen anfänglichen Status als Trendsetter für die Einbeziehung von Genderfragen in die Klimafinanzierung verloren zu haben.

Leitprinzipien für die Operationalisierung einer auf Geschlechtergleichstellung ausgerichteten Klimafinanzierung

Für eine Klimafinanzierung mit einem menschenrechtsbasierten Ansatz gibt es mehrere Leitprinzipien und Betätigungsfelder zur Operationalisierung von Geschlechtergleichstellung und zur Befähigung von Frauen. Für eine auf Geschlechtergleichstellung ausgerichtete Klimafinanzierung sollten die für Klimafinanzierung Verantwortlichen folgende Aspekte in den Mittelpunkt stellen:

  • Einen am Menschen orientierten Ansatz, der die Interessen von Frauen strategisch einbezieht und darauf hinarbeitet, die Geschlechterrollen von Frauen und Männern zu ändern: Dazu gehört die Stärkung der Rolle von Frauen in Anpassungsprojekten und die Bereitstellung einer dezentralen Energieversorgung mit erneuerbaren Energien, um die Energiearmut zu beseitigen, von der viele Frauen betroffen sind. Dabei sollte den von Frauen entwickelten kleinen und auf Gemeindeebene durchgeführten Maßnahmen besondere Aufmerksamkeit zuteilwerden.
  • Die strategische Ausrichtung der Klimafinanzierung auf die Bedürfnisse und Interessen von Frauen und Mädchen vorantreiben: In der Klimafinanzierung muss intensiver darüber nachgedacht werden, wie sie zur Gleichberechtigung der Geschlechter beitragen kann. Dafür ist auch eine höhere Sensibilität gegenüber geschlechtsspezifischer und sexueller Gewalt erforderlich, in der sich die gegenwärtigen Veränderungen durch die Covid-19-Krise und die Zunahme autoritärer und rechtsgerichteter Kräfte widerspiegelt.
  • Gender-Mainstreaming in der internationalen Klimafinanzierung: Bilaterale Geber und internationale Fonds sollten genderbezogene Kriterien in die Finanzierung, Akkreditierung und die Projektrichtlinien sowie in alle Phasen der Projekt- und Programmdurchführung aufnehmen. Dazu müssen auch ausdrückliche geschlechtsspezifische Kriterien in den Leistungszielen und im Rahmen der Ergebnismessung aufgeführt werden.
  • Gender-Expertise für die nationalen Entwicklungsstrategien: Die nationalen Regierungen müssen bei der Erarbeitung der national festgelegten Beiträge (NDCs) und der nationalen Anpassungspläne (NAPs) Gender-Expertise und die Partizipation von Frauen sicherstellen. Ebenso müssen sie die maßgebliche Mitwirkung von Frauen als wichtiger Interessensgruppe und Bezugsberechtigten in den nationalen Koordinierungsmechanismen gewährleisten und konkrete Richtlinien für die Einbeziehung von Genderfragen in die nationalen Strategien und vorgeschlagenen Maßnahmen ausarbeiten.
  • Mehr Zugang für lokale Frauengruppen zur Klimafinanzierung: Der Zugriff auf Klimafinanzierung muss vereinfacht werden. Bei den internationalen Fonds sollten Ansätze wie die Bewilligung kleiner Zuschüsse sowie Direktzugriffe ausgeweitet werden. Das kann auch mit einer verstärkten Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Akteuren oder internationalen Fonds einhergehen, die Erfahrung in der Arbeit mit Basisorganisationen und besonders gefährdeten Zielgruppen haben.
  • Zugang zu unabhängigen Bewertungen und Beschwerdestellen: Gruppen und Einzelpersonen, einschließlich Frauen, die in den Empfängerländern von Klimafinanzierung betroffen sind, brauchen mehr Möglichkeiten, ihre Beschwerden zum Ausdruck zu bringen sowie Entschädigung und Wiedergutmachung zu fordern, wenn die Klimafinanzierung negative Folgen für sie hat.

Christine Lottje

Weiterführende Literatur: