Umsetzung der Klimafinanzierung

Ist Klimafinanzierung für Kochherde und Holzkohle gut für die lokale Bevölkerung, die Wälder oder das Klima?

Ein Beispiel eines Casamance-Brennofens im Senegal. energypedia.info

Die internationale Finanzierung von Klima- und Waldschutz war schon immer eines der heikelsten Themen bei den multilateralen Bemühungen um die Eindämmung der negativen Folgen des Klimawandels bzw. um die Anpassung an den Klimawandel. Angesichts des dringenden Handlungsbedarfs ist es auch wichtig, dass diese Finanzierung angemessen überprüft und überwacht wird. Einer der internationalen Klimafinanzierungsmechanismen ist die Globale Umweltfazilität (Global Environment Facility, GEF), bei der die deutsche Bundesregierung zu den wichtigsten Geldgebern gehört.

Zwei neue Berichte beschäftigen sich mit Projekten, die Deutschland kürzlich direkt oder indirekt unterstützte, und beleuchten die Probleme der Klimafinanzierung für Projekte zur Förderung von sauberen Kochherden und Holzkohle-Versorgungsketten. Aus dem ersten Bericht geht hervor, wie die Finanzierung für eine Holzkohle-Versorgungskette durch ein GEF-Projekt in Uganda Baumplantagen auf Kosten von Wiederaufforstung förderte und daher von sehr fragwürdigem Nutzen für den Klimaschutz ist (gesamte Fallstudie [auf Englisch] zum Herunterladen). Der zweite Bericht wirft einen Blick auf drei Projekte, bei denen es um verbesserte Kochherde geht, die mit Biomasse befeuert werden (zwei von ihnen sind GEF-Projekte und das dritte wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, BMZ, finanziert). Untersucht wird, wie effektiv diese Herde die Innenraumluftverschmutzung und deren negative gesundheitliche Auswirkungen auf Frauen und Kinder minimieren (vollständiger Bericht [auf Englisch] zum Herunterladen). In beiden Fällen besteht erheblicher Zweifel daran, dass die in die Projektfinanzierung geflossenen Millionen an Euro tatsächlich dazu beitrugen, die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren, was ja ein wesentliches Ziel der Klimafinanzierung ist.

Das Projekt „Grüne Holzkohle“ in Uganda pflanzt über sechs Millionen Eukalyptusbäume

Das Projekt zielte darauf ab, die Holzkohleproduktion effizienter zu machen und auf den bewaldeten Flächen, die das Holz liefern, nachhaltige Praktiken der Bodenbewirtschaftung zu fördern. Das Projekt wurde vom GEF finanziert sowie von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und aus mehreren anderen Quellen kofinanziert. Es wurde von UNDP und der Regierung Ugandas in vier Gebieten umgesetzt, in denen die Entwaldungsraten vor allem aufgrund der Holzkohleproduktion hoch sind. Neben dem Vertrieb wurde die lokale Bevölkerung auch darin geschult, verbesserte Methoden der Holzkohleproduktion anzuwenden. Darüber hinaus fokussierte das Projekt darauf, „nachhaltig bewirtschaftete Waldparzellen“ zu entwickeln, um die Belastung für die übrigen Wälder zu verringern.

Obwohl das Projekt auf der Grundlage genehmigt wurde, dass die Landbesitzer Unterstützung dafür erhalten würden, eine Reihe einheimischer Baumsorten zu pflanzen, die vor Ort für die Holzkohleproduktion genutzt werden, waren stattdessen mindestens 90 Prozent der 6,8 Millionen gepflanzten Bäume nicht-heimische, schnellwachsende Eukalyptusbäume, die 6.200 Hektar Land bedeckten. Nach eigenen Angaben des Projekts gibt es keine Garantie dafür, dass überhaupt irgendwelche der gepflanzten Bäume für die Holzkohleproduktion genutzt werden, da die in den umliegenden Wäldern zu findenden einheimischen Bäume besser für diese Nutzung geeignet sind. Zudem sind die Landbesitzer nicht verpflichtet, an die Holzkohleproduzenten zu verkaufen, und vor allem endete das Projekt noch vor der ersten Ernte, was jegliche Überprüfung unmöglich macht.

Aus einer vor Ort durchgeführten Untersuchung des Projekts ging hervor, dass die Landbesitzer ihre Ländereien vor der Bepflanzung mit Eukalyptusbäumen zunächst vollkommen rodeten, und so alle einheimischen Gräser, Sträucher und Baumarten entfernt wurden. Eine anhaltende Dürre während der ersten Pflanzung führte dazu, dass die Überlebensrate der Bäume in einigen Gegenden nicht mehr als 40 Prozent betrug. Dadurch war das Land karger als vorher und bei den schließlich einsetzenden Regenfällen anfälliger für Erosionen. In den besuchten Gegenden sind die Vegetationsdecke jetzt geringer und die Bodenqualität schlechter als zuvor. Für die Holzkohleproduktion holen sich die Dorfgemeinschaften das Holz weiterhin aus den umliegenden Wäldern.

Die Gemeinschaften berichten zudem, dass die Eukalyptusbäume nicht so gut für die Herstellung von Holzkohle geeignet sind wie die einheimischen Baumarten. Tatsächlich waren die Bäume, die gerodet wurden, um die Neubepflanzung zu erleichtern, dürrebeständiger und ertragreicher. Statt also die Auswirkungen des Klimawandels zu mindern, hat die Pflanzung der Eukalyptusbäume die Fähigkeit der Gemeinschaften untergraben, sich an das wandelnde Klima anzupassen.

Über das Projekt sollten die Holzkohleproduzenten auch mit zwei Modellen effizienterer Brennöfen ausgestattet werden. In einem von der UNDP zu Beginn des Projekts veröffentlichten Artikel hieß es, die Verteilung dieser Öfen sei bereits erfolgreich im Gange. Allerdings funktionierte der effizientere Brennofen (ein feststehender, für Plantagen geeigneter) oft nicht und er wurde nicht länger ausgegeben. Das andere Modell (ein mobiler, für den Einsatz in Wäldern geeigneter Ofen) fand weite Verbreitung, aber im abschließenden Evaluierungsbericht wurde auf die mögliche Gefahr hingewiesen, dass bei diesen Öfen der Holzbedarf höher sein könnte, was die Wälder noch weiter belasten würde. Es konnte nicht überprüft werden, ob die Öfen nach Ende des Projekts weiterhin genutzt bzw. ob sie richtig eingesetzt werden. Angesichts der Tatsache, dass das Projekt keine Wartungs- und Reparaturarbeiten beinhaltete und die Produzenten das auch nicht selbst tun können, weil die dafür benötigten Materialien vor Ort nicht erhältlich sind, scheint das eher fraglich.

Ein anderes Problem, auf das die Fallstudie eingeht, sind die am Ende des Projekts aufgestellten, aber kaum zu überprüfenden Behauptungen, das Projekt habe dazu beigetragen, Entwaldung und Kohlenstoffemissionen zu verringern. Es scheint in dieser Hinsicht aber keinerlei Überprüfung und Auswertung stattgefunden zu haben, nachdem die Brennöfen verteilt und die Eukalyptusbäume gepflanzt worden waren. Das heißt, die Berechnungen beruhen entweder auf Annahmen, die als gegeben gesehen werden können, oder die Behauptungen sind schlicht falsch. Diese wichtigen Fragen müssen dem GEF, UNDP, der GIZ und anderen gestellt werden – und wurden auch gestellt. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels lagen jedoch noch keine Antworten der Organisationen vor.

Kaum Nachweise, dass Projekte für saubere Kochherde den Holzverbrauch und die negativen gesundheitlichen Auswirkungen verringern

Projekte der Klimafinanzierung, die verbesserte Biomasse-Kochherde fördern, beinhalten die großflächige Verteilung oder den preisgünstigen Verkauf von Kochherden an Gemeinschaften, wobei einige auch den Einsatz von Holz aus Baumplantagen als sogenannte „nachhaltige“ Rohstoffe unterstützen. Die Idee dahinter ist, dass verbesserte Herde die schädliche Innenraumluftverschmutzung minimieren und damit die Gesundheit von Frauen und Kindern schützen. Gleichzeitig soll der Bedarf an Brennmaterial, also die Menge an Holz und anderen Arten von Biomasse, reduziert werden.

Ein Bericht von Biofuelwatch, der sich eingehend mit den Ergebnissen von überprüften Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen der verbesserten Biomasse-Kochherde beschäftigt, macht allerdings deutlich, dass es keine Beweise dafür gibt, dass sich die Gesundheit von Kindern durch eines dieser Kochherd-Projekte verbessert hat. Die Studien weisen auch nach, dass sich die Gesundheit von Frauen bestenfalls marginal und nur für einen begrenzten Zeitraum verbesserte. Die bis heute größte und langfristigste Studie, die den am weitest verbreiteten Ansatz von Projekten der Klimafinanzierung abbildet (Massenlieferung von Kochherden ohne nachfolgende Wartungs- oder Reparaturarbeiten), konnte keine positiven Ergebnisse feststellen. Darüber hinaus gibt es keinerlei Beweise, dass auch nur eines der Projekte zur Verbreitung von Biomasse-Kochherden die Schadstoffwerte erfolgreich auf ein Maß senken konnte, das den von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebenen Richtlinien für Raumluftqualität entspricht.

Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Erstens sind Herde, die unter Laborbedingungen effizient funktionieren und niedrige Emissionen haben, bei weitem nicht so sauber oder effizient, wenn sie in der realen Welt zum Einsatz kommen, um Mahlzeiten für die Familien zu kochen. Selbst wenn sie in der Praxis niedrigere Emissionen haben, ist die Reduzierung der Schadstoffe wohl zu gering, um positive Auswirkungen auf die Gesundheit zu haben. Zweitens sind einige der Herde nur dann effizient und einigermaßen sauber, wenn sie auf eine Art und Weise bedient werden, die für die Nutzer nicht praktikabel ist, beispielsweise wenn das Holz vor dem Verbrennen in winzige Stücke geschnitten werden muss. Drittens sind die Nutzer der Herde oft nicht in der Lage, diese zu warten und zu reparieren, weil ihnen dafür keine Unterstützung zur Verfügung steht und/oder sie für die Wartung mehr Zeit aufwenden müssen, als sie durch die geringeren Bedarf an Brennholz oder die reduzierte Kochzeit einsparen. Und viertens ist es wahrscheinlich, dass die fehlende Qualitätskontrolle bei diesen Kochherd-Projekten dazu führt, dass die Mehrheit der Herde gar nicht wirklich sauber ist.

Aus denselben Gründen gibt es auch keinen Beweis dafür, dass die sauberen Kochherde den Holzverbrauch langfristig reduzieren. Eine Studie zu verbesserten Kochherden in Nepal kam sogar zu dem Ergebnis, dass der Holzverbrauch tatsächlich anstieg. Dazu kommt, dass die Haushalte sehr häufig ihre neuen Kochherde neben ihren traditionellen benutzen, statt letztere mit den neuen zu ersetzen.

Der Bericht von Biofuelwatch beleuchtet eine Reihe von Projekten zur Verbreitung von Kochherden, die kürzlich direkt oder indirekt deutsche Klimafinanzierung erhielten:

  1. Förderung von nachhaltiger Holzkohle in Angola, Globale Umweltfazilität: Das Projekt beinhaltet die Verteilung von 10.000 effizienteren Holzkohle-Herden, aber aufgrund des Herdmodells und der Prüfverfahren ist nicht einmal mit minimalem gesundheitlichen Nutzen zur rechnen. Die Herde werden anhand eines Prüfverfahrens ausgewählt, das von der Globalen Allianz für saubere Kochherde als für diesen Zweck ungeeignet bezeichnet wird.
  2. Programm zur Förderung von Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz, BMZ: Eine im Projekt eingeplante Bewertung der Qualität der Herde ergab, dass an die große Mehrheit der Empfänger/innen (Millionen von Menschen in 25 Ländern) Herde ausgegeben wurden, die wenig oder keinen Schutz davor bieten, dass man beim Kochen in hohem Maße Rauch einatmet.
  3. Förderung eines besseren Zugangs zu moderner Energie in Guinea-Bissau, Globale Umweltfazilität: Das Projekt beinhaltet den Verkauf von 5.000 Herden an Haushalte mit niedrigem Einkommen. Das Projekt wurde bewilligt, ohne dass angegeben wurde, welche Herde dafür vorgesehen waren, obwohl eine Expertenbewertung am Projekt kritisiert hatte, dass im Vorfeld keine gründlichen Tests der Herde vorgesehen waren.

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass verbesserte Biomasse-Kochherde ganz offensichtlich nicht das Problem der gefährlichen Innenraumluftverschmutzung beseitigen und auch keineswegs sicher ist, dass sie wirklich die Menge an Holz verringern, die die Frauen sammeln müssen und beim Kochen verbrennen. Es ist nach wie vor dringend notwendig, die beim Kochen mit festen Brennstoffen entstehenden Schadstoffe zumindest zu reduzieren, aber das wird nicht durch die massenhafte Verbreitung von Herden passieren. Um in dieser Hinsicht wenigstens bescheidene Fortschritte zu erzielen, müssen die Herde für verschiedene Bedürfnisse entwickelt und ausgewählt werden, leicht zu bedienen sein, eine bessere Belüftung haben oder leichter im Freien nutzbar sein und nicht zuletzt müssen die Herdlieferanten auch für ständige Wartungs- und Reparaturarbeiten sorgen. Die mit Hilfe von Klimafinanzierung durchgeführten Kochherd-Projekte werden diesen Anforderungen in den seltensten Fällen gerecht.

Klimafinanzierung sollte in Projekte mit alternativen Energielösungen fließen, statt die Nutzung von Holz zu fördern

Projekte zur Verbreitung sauberer Kochherde und grüner Holzkohle sind eine beliebte Wahl für internationale Entwicklungsprojekte, denn die Verbesserung ihrer Effizienz gilt als kostengünstige Form der Reduzierung des Holzbedarfs und damit der Entwaldung und Kohlenstoffemissionen und nicht zuletzt auch der durch das Verbrennen von Biomasse verursachten negativen gesundheitlichen Auswirkungen. Der lokalen Bevölkerung selbst steht meist auch keine anderen Optionen offen, als diesem Ansatz zu folgen. Die Menschen darin zu unterstützen, weiterhin Holz zu verbrennen, wenn auch auf eine effizientere Art, hält sie davon ab, nach Energielösungen zu suchen, die weniger gefährlich für die Gesundheit derjenigen sind, die sie nutzen, und weniger schädlich für die Wälder, aus denen die Biomasse entnommen wird. Zum Schutz der Wälder und der Gesundheit der Menschen muss der Schwerpunkt darauf gelegt werden, langfristig die Abhängigkeit von Brennholz zu reduzieren.

Die Klimafinanzierung sollte echte Lösungen unterstützen, auch wenn diese vielleicht teurer sind. Und zu Biomasse als Brennstoff zum Kochen gibt es Alternativen. Beispielsweise könnten sowohl Biogas (aus lokalen Abfällen und Reststoffen) als auch solarbetriebene Herde und/oder Kochen mit Strom in vielen Gemeinschaften umsetzbare Optionen sein. Sie würden die Gesundheit von Frauen und Kindern verbessern und zum Schutz der Wälder beitragen. Stünde die Skalierbarkeit und Zuverlässigkeit dieser Alternativen in Frage, könnte die Klimafinanzierung einspringen und zunächst eine handlungsorientierte Forschung und Entwicklung finanzieren, um sicherzustellen, dass diese Alternativen wirklich geeignet und transformativ sind. Deutschland als wichtiger Akteur in der Klimafinanzierung trägt die Verantwortung, seine bilaterale Finanzhilfe in diese Richtung zu lenken und seinen Einfluss auf multilaterale Fonds wie dem GEF dafür zu nutzen, in ihren Projektbewilligungen die richtigen Prioritäten zu setzen.

Zweck der Klimafinanzierung ist, erhebliche zusätzliche Mittel für die Umsetzung von Lösungen bereitzustellen, die für eine Reduzierung von Treibhausgasemissionen sorgen und gefährdeten Gemeinschaften dabei helfen, sich an den bereits unumkehrbaren Klimawandel anzupassen. Die beiden hier vorgestellten Fallstudien zeigen Beispiele auf, wo dies der Klimafinanzierung nicht gelingt.

Gastbeitrag von Oliver Munnion, Almuth Ernsting und Coraina de la Plaza, Global Forest Coalition