Umsetzung der Klimafinanzierung

Pioneers of Change: Klimafinanzierung für armutsorientierte und emissionsarme Entwicklung

Emissionen mindern und Armut bekämpfen müssen keine Gegensätze sein. Die Klimafinanzierung muss Anstöße für die dringend benötigte Transformation hin zu einer CO2-neutralen Welt geben und die Rahmenbedingungen schaffen, um neue und innovative Ansätze auszuprobieren. Dabei dürfen aber die Überwindung der Energiearmut und andere dringende Entwicklungsfragen nicht aus den Augen verloren werden. Daher stellt sich die Frage: Wie kann nachhaltige Entwicklung mit einem emissionsarmen Entwicklungspfad zusammengebracht werden?

Die kürzlich veröffentlichte Studie „Pioneers of Change: 21 good practices for sustainable low carbon development in developing countries“ versucht, einige Antworten auf diese Frage zu geben. Sie bringt Beispiele aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammen: aus dem Energiesektor, dem städtischen und industriellen Bereich, ländlichen Gebieten ebenso wie internationale Rahmenbedingungen in der Finanzierung und Weiterbildung bis hin zu den politischen Weichenstellungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien.

Beispiele aus der deutschen Klimafinanzierung

Die Studie enthält auch einige Fallbeispiele, in denen mit deutscher Finanzierung neue und interessante Wege eingeschlagen werden:

  • In Marokko hat die marokkanische Regierung mit dem Solarplan die Weichen auf den massiven Ausbau der erneuerbaren Energien gestellt. Das erste Solarprojekt, das im Rahmen des Solarplans umgesetzt wird, ist das solarthermische Kraftwerk Noor I in Ouarazate, das Deutschland mitfinanziert. In der kürzlich fertiggestellten ersten Anlage wird Elektrizität zur Einspeisung in das nationale Stromnetz produziert. Gleichzeitig wird versucht, die armen Gemeinden im Umkreis auch von dem Projekt profitieren zu lassen, indem die Beschaffungspolitik lokale Hersteller bevorzugt und gezielt lokale Mitarbeiter angestellt werden. Zwar war die Beteiligung der lokalen Bevölkerung an der Konzipierung und Umsetzung von Noor I noch schwach, wie Untersuchungen des Wuppertal Instituts und Germanwatch festgestellt haben, dies soll aber in den weiteren Projektphasen verbessert werden.
  • In Afrika setzt die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) das Projekt Energising Development (EnDev) um, das energieeffiziente Herde in ländlichen Gebieten vertreibt. Dort leben die meisten Menschen ohne Zugang zu moderner Energie und vor allem Frauen leiden unter der Mehrarbeit und den gesundheitlichen Folgen durch Ruß, der beim Kochen entsteht. Damit die Herde auch den Bedürfnissen der Menschen vor Ort entsprechen, wurden die von Ingenieuren entworfenen Modellen gemeinsam mit Frauen in Lateinamerika und Afrika angepasst. EnDev schult Herdproduzenten und unterstützt den Aufbau lokaler Märkte für energieeffiziente Herde.
  • Ebenfalls mit deutscher Finanzierung, wenn auch nicht als Klimafinanzierung angerechnet, ist ein Projekt in Zentralasien umgesetzt worden. Hier hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) von 2001 bis 2011 ein Vorhaben in der Aralsee-Region gefördert, das die Bekämpfung der Bodenverschlechterung durch nachhaltige landwirtschaftliche Methoden mit Emissionsminderung verbunden hat. Durch den Anbau von schnell wachsenden und trockenheitsresistenten Bäumen, darunter russische Olivenbäume, konnten die verödeten Flächen wieder bebaut werden und die Bauern und Bäuerinnen schnell ein Einkommen von den Bäumen erwirtschaften. Um den Projektansatz über die Region hinaus zu verbreiten wurden StudentInnen in den neuen Methoden ausgebildet und die Ergebnisse der Forschungen veröffentlicht und gestreut.

Gute Ansätze müssen ausgebaut werden

Diese und weitere in der Studie gesammelte Beispiele zeigen erfolgreiche Ansätze ebenso wie Fehler, aus denen die Beteiligten gelernt haben. Sie geben Anstöße, welche Bedingungen für erfolgreiche Projekte gegeben sein müssen und welche neuen und innovativen Wege eingeschlagen werden können. Und sie zeigen deutlich: Die Zivilgesellschaft leistet einen wesentlichen Beitrag zu den benötigten gesellschaftlichen Veränderungen und damit einen Wandel von unten. Auch müssen Projekte zur Emissionsminderung an den lokalen Bedürfnissen der Menschen ansetzen und zeigen, dass Klimaschutz ein guter Weg ist, lokale Probleme wie Umweltverschmutzung, fehlender Zugang zu Energie oder Wasser und Einkommensmöglichkeiten anzugehen. Andererseits braucht es die Vernetzung unterschiedlicher Akteure aus Zivilgesellschaft, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, wenn der Wandel in größerem Maßstab erreicht werden soll.

Solche Beispiele, wie sie in der Studie gesammelt wurden, müssen verbreitet und für das gemeinsame Lernen genutzt werden. Nur so können erfolgreiche Ansätze an anderer Stelle ausprobiert und konsequent ausbaut werden. Dies sind aber wichtige Schritte hin zu einer armutsorientierten und emissionsarmen Entwicklung.

Christine Lottje